Alles ist im Fluss
Gemeinsam mit dem Clarenbachkanal, in den er sein Wasser weitergibt, bildet der Rautenstrauchkanal das Gewässersystem der Lindenthaler Kanäle, eine Grünverbindung zwischen Äußerem und Innerem Grüngürtel, die nahezu exakt auf einer Achse von Westen nach Osten führt und zu der auch der Aachener Weiher gehört.
Die Anlage wurde um 1925 nach den Plänen des damaligen Gartenbaudirektors Fritz Encke (1861–1931) realisiert, dessen Arbeit wiederum auf dem Generalbebauungsplan von Fritz Schumacher (1869–1947) aus den Jahren 1920 bis 1923 basiert.
Der Rosengarten auf dem Karl-Schwering-Platz (Foto: Raimond Spekking / CC-BY-SA-4.0 / via Wikimedia Commons)
Der Kanal ist nach Anna Maria Adele Rautenstrauch (1850–1903) benannt, der Stifterin des Rautenstrauch-Joest-Museums. Die an sie vererbte ethnologische Sammlung ihres Bruders Wilhelm Joest bildet seit 1899 den Basisbestand für das Kölner Museum.
Bild: Rautenstrauch-Joest-Museum Köln
Als Verbindungsstück zwischen den beiden Kanälen fungiert der nördliche Teil des zwischen Erzbischöflicher Liebfrauenschule und Apostelgymnasium gelegenen Karl-Schwering-Platzes mit seinem schönen, rechteckig angelegten Senkgarten, in dessen Zentrum sich ein kleines Seerosenbecken befindet. Unter dem nach einem ehemaligen Direktor des Apostelgymnasiums benannten Platz wird das Wasser in einem Rohr von einem Kanal zum anderen geleitet.
Auf den ersten Blick sehen die Lindenthaler Kanäle wie stehende Gewässer aus. Tatsächlich sind es aber Fließgewässer, die in sanfter Bewegung das Grundwasser von dem 2016 errichteten Brunnen am Stadtwaldgürtel bis zum Ende des Clarenbachkanals an der Universitätsstraße führen. Ursprünglich ging es von dort noch weiter bis in den Aachener Weiher, diese unterirdisch verlaufende Leitung ist aber heute versiegelt. Um dem Wasser die Möglichkeit zu geben, in Fluss zu kommen, wurden die Kanäle mit einem minimalen Gefälle ausgestattet.
Im Gegensatz zu seinem Pendant, dem Clarenbachkanal, hat dieser Kanalteil ein deutlich geringer abgesenktes Wasserbett. Zudem ist er in drei fast gleichlange Abschnitte geteilt, die durch zwei deichähnliche Aufschüttungen getrennt sind, über welche die Lortzingstraße und die Klosterstraße führen. An diesen Stellen wird jeweils das Wasser unterirdisch in das nächste Becken geleitet. Vor diesen Überleitungen sorgen Skimmer-Anlagen dafür, dass Laub und Kleinteile aus dem Wasser gefischt werden. Die Pumpen der Skimmer erhöhen außerdem die Fließgeschwindigkeit des Wassers.
Die ganze fast 600 Meter lange Anlage hat ungefähr die gleichen Breitenabmessungen wie die Königsallee in Düsseldorf.
Stadtplaner Fritz Schumacher
Seit dem Frühsommer 2020 gibt es im Rautenstrauchkanal jeweils an den Deichen Pflanzinseln. Die Nährstoffaufnahme durch die Pflanzen auf den Inseln führt dazu, dass das übermäßige Wachstum der Wasserpflanzen und Algen im Weiher zurückgeht. Und das wiederum kommt den tierischen Bewohnern des Weihers zugute. Außerdem schaffen die Pflanzinseln neue Lebensräume für Fische und Wasservögel und sorgen somit für Artenreichtum. Nicht zuletzt wird der Rautenstrauchkanal durch die Inseln auch optisch aufgewertet.
Eine Schwanenfamilie im Kanalabschnitt vor der Lortzingstraße