Wir beginnen den Spaziergang rund um den Stadtwaldweiher an der Informationsstele der StEB Köln am südöstlichen Ufer des Kahnweihers. Das heute Stadtwaldweiher genannte Gewässersystem bestand immer schon aus zwei Parkweihern: dem etwa 3,9 ha großen Kahnweiher, mit dessen Aushub im März 1896 begonnen wurde, und einem deutlich kleineren, 1898 angelegten Waldweiher. Die Weiher sind durch einen Bachlauf und einen etwas breiteren Kanal miteinander verbunden. Beide Wasserwege wurden jedoch erst im Zuge der Stadtwalderweiterung ab dem Jahr 1919 verwirklicht.
Wendet man den Blick nach Westen, sieht man von hier aus gut den Komplex um das Leonardo Hotel sowie den Biergarten mit Seeterrasse und Tretbootverleih.
Nach ein paar Metern in nördlicher Richtung erreichen wir eine kleine Brücke, die auf die sogenannte Vogelinsel führt.
Die kleine Brücke, auf der heute ein schweres schmiedeeisernes Gittertor den Zugang zur kleinen Insel verwehrt, ist wahrscheinlich das älteste Bauwerk im Park. Man kann davon ausgehen, dass Brücke und Insel bereits im Zuge der Anlage des Weihers 1896 gebaut wurden. Ursprünglich fanden sich hier Fußwege, von denen sich besondere Blicke auf den Weiher boten. Der Zugang zur Insel wurde spätestens nach dem 2. Weltkrieg geschlossen, vermutlich aus Kostengründen mit Blick auf Instandhaltung und Reinigung der Wege. Seitdem können die Wasservögel dort ungestört von menschlichen Besucher*innen leben.
Weiter geht es in nördlicher Richtung am Weiher entlang bis zum Übergang an der Kitschburger Straße.
Die Kitschburger Straße durchtrennt bis heute die Parkanlage exakt von Norden nach Süden. Um den Erholungswert im Stadtwald zu steigern, wird sie seit vielen Jahren an Wochenenden und Feiertagen für den Autoverkehr gesperrt. Eine von den Bewohner*innen des Viertels angestrebte permanente Schließung für den Durchgangsverkehr ist noch immer nicht beschlossen (Stand: November 2023).
Weiter geht es zur Infostele der StEB Köln am Waldweiher.
Der kleine Waldweiher gehört sicher zu den idyllischsten Orten im Kölner Stadtwald – und das mitten in der Großstadt. Von Straßenverkehr und Stadtbebauung ist hier nichts zu spüren. Vielmehr bestimmen die sanft ruhende, spiegelnde Wasseroberfläche, das umgebende Grün und die Tiere am Weiher das Bild. Ein idealer Ort, um die Hektik von Stadt und Alltag für eine kurze Zeit hinter sich zu lassen – so wie es von den Planern 1994 gedacht war.
Früher lies sich der Waldweiher noch mit dem Ruderboot erreichen. Oder bei gefrorener Eisdecke auf Schlittschuhen. Heutzutage verhindern Gittersperren unter den Brücken die Durchfahrt. Und so bleibt die Teichoberfläche ungestört von menschlichen Besucher*innen, was sicher den Reiz dieser kleinen Idylle noch verstärkt.
Weiter geht es zur Wegkreuzung zwischen den Tennisplätzen.
Die Planer des Kölner Stadtwalds sahen von Anfang an ein reichhaltiges Sportangebot für die Parkbesucher*innen vor. So lagen im nördlichen Bereich zur Friedrich-Schmidt-Straße hin eine Reitbahn, ein Sportplatz mit einer Radtanzfläche, eine Radrennbahn mit einer Länge von 400 Metern und elf mit Umkleidemöglichkeiten ausgestattete Tennisplätze. Letztere bilden heute die Anlage des 1927 gegründeten Tennisclubs Lese Grün-Weiß. Die direkt nebenan liegenden und heute öffentlichen Tennisplätze wurden durch britische Besatzungstruppen eingerichtet, die ab 1919 im Zuge der Rheinlandbesetzung nach dem 1. Weltkrieg in Köln stationiert waren.
Inmitten des Stadtwalds befand sich zeitweise auch eine Motorsport-Rennstrecke. Auf dem Rundkurs wurden zwischen 1934 und 1937 die vier „Kölner Stadtwaldrennen“ für Motorräder und Automobile ausgetragen.
Unsere nächste Station befindet sich in westlicher Richtung, an der Friedrich-Schmidt-Straße: Hier liegt das zur Bahnlinie gehörende Schrankenwärterhaus.
Wer im Stadtwald spazieren geht, wird immer wieder mal Eisenbahnschienen überqueren müssen. Tatsächlich ist die Bahnstrecke durch den Park auch heute noch befahren. Züge, die den Stadtwald queren, fahren aber immer mit geringer Geschwindigkeit und machen durch Warnsignale rechtzeitig auf sich aufmerksam.
Die eingleisige Bahntrasse führt vom Niehler Hafen nach Frechen und gehörte früher zur Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn. Diese war, gemessen am Güterverkehr Mitte der 30er Jahre, einmal die zweitgrößte deutsche Privatbahn. Zu Anfang wurden in erster Linie Braunkohle und Briketts transportiert, ab den 1950er Jahren dann auch Kraftstoffe und Autoteile.
Das unter Denkmalschutz stehende, heute nicht mehr genutzte Schrankenwärterhaus hier an der Friedrich-Schmidt-Straße, erinnert an Zeiten dieses erfolgreichen lokalen Schienenverkehrs. Heute werden nur noch wenige Güter auf diesem Weg quer durch Köln transportiert. Und wer Glück hat, kann hier im Stadtwald einen der historischen Schienenbusse fahren sehen, die als Museumszug ab und zu diese Strecke nutzen.
Weiter geht es in gleicher Richtung am Parkrand entlang bis zum Mahnmal zur Schleyer-Entführung.
(Foto: WF203, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)
Wir stehen vor einer knapp fünf Meter hohen steinernen Säule mit Pflanzenornament auf der Rückseite, die in Kopfsteinplaster eingelassen ist. Eine Metallplatte am Fuß der Säule trägt in Versalien die Inschrift: „Den Opfern des Terrorismus – für die freiheitliche rechtstaatliche und soziale Demokratie. Die Bürger von Köln. 5. September 1977“. Daneben befindet sich ein schlichtes Holzkreuz mit den Porträts der fünf Opfer. Oft sind hier Kränze aufgestellt, die das Gedenken an Tat und Opfer bekunden.
Die Entführung und Ermordung von Hanns Martin Schleyer im September 1977 durch die Rote Armee Fraktion (RAF) gehört zu den zentralen Ereignissen des sogenannten Deutschen Herbsts. Das Mahnmal an der Friedrich-Schmidt-Straße in Höhe der Vincenz-Statz-Straße erinnert an den an genau dieser Stelle verübten Anschlag. Hier erwarteten die Terroristen der RAF das Fahrzeug des Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), der von der Arbeitgeberzentrale am Oberländer Ufer zu seiner Dienstwohnung in Köln-Braunsfeld unterwegs war. Schleyer wurde nach 34 Tagen Gefangenschaft in Deutschland und Belgien von den Terroristen getötet; ein Chauffeur und drei Personenschützer starben bei dem Anschlag direkt an diesem Ort.
Weiter geht es zum Dreizehn-Linden-Platz.
(Foto: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0)
Am westlichen Rand des Stadtwalds liegt, auf einer leichten Anhöhe, der Dreizehn-Linden-Platz. Vom Aussichtspunkt hat man einen umfassenden Ausblick auf Köln und die Umgebung. Den Rundblick schätzte man schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts, damals waren hier Sitzbänke um die namensgebenden Lindenbäume aufgestellt, die zum Verweilen einluden.
Von hier oben hatte man zudem einen guten Blick auf das Gebäude der Waldschenke. Unser Spaziergang führt uns hinab in die Senke mit der Halfpipe für Skater*innen, in der sich früher die Parkgastronomie befand.
Wo heute eine Halfpipe für Skater*innen steht, fanden durstige Stadtwaldbesucher*innen bis mindestens in die 1930er Jahre hinein eines der beiden großen Gastronomieangebote des Stadtwalds. Die im inneren Parkgelände liegende „Cöln Lindenthal Waldschenke“ bot reichlich Platz. Ihre idyllische Lage sowie eine große Terrasse, vor der sich eine weiträumige Spielwiese erstreckte, ließ sie zu einem beliebten Ziel für Ausflügler*innen werden.
Prominente Gäste sollen hier gerne und regelmäßig eingekehrt sein. So hat wohl Winston Churchill, später Premierminister Großbritanniens, dort gerne seinen Tee genommen. Auch Willi Ostermann, Komponist und Texter von einigen bekannten Karnevalsliedern, soll ein häufiger Gast der Waldschenke gewesen sein.
Neben der Gastronomie bot die Waldschenke ein weiteres Highlight. Auf der Wiese hinter der Waldschenke amüsierten sich Jung und Alt im Planschweiher, dem ersten Wasserspielplatz der Stadt.
Weiter geht es nun entweder zum westlichen Eingang des Tierparks oder zur Fußbrücke (Station 11), um dort den Spaziergang um den Adenauer Weiher anzuschließen.
Wir überqueren ein weiteres Mal den leicht erhöhten Damm der Bahntrasse und kommen zu einem der beiden westlichen Eingänge in den zentral im Stadtwald gelegenen Tierpark.
Um das Jahr 1908 begann man damit, seitlich der Haydn- und oberhalb der Kitschburger Straße ein Wald- und Wiesengelände von etwa 8 ha Größe als Gehege für Dam- und Rehwild einzufrieden. Das vor allem bei Familien mit Kleinkindern wegen der handzahmen Tiere beliebte Gelände untersteht heute der Forstverwaltung. Es war während des 2. Weltkrieges geschlossen und wurde auf Drängen der Kölner*innen 1951 wieder eröffnet.
In der umfriedeten Anlage befindet sich das zu den Rundwegen hin offene Gelände für das Rehwild sowie einige separat eingezäunte Bereiche für Kleintiere. In einer begehbaren Voliere sind verschiedene Nutzvögel zu sehen, darunter Laufenten und Perlhühner, in zwei weiteren Volieren warten schwarze Schwäne, Bronzeputen und Streifengänse auf Besuch. Sehr beliebt bei Kindern ist das Streicheltiergehege mit Zwergziegen und Schafen. Das Gelände mit weiträumigen Wiesenflächen hat an verschiedenen Stellen einen hainartigen Waldbestand und wird an Süd- und Westseite von einem schmalen Bachlauf durchzogen. Der Eintritt in den Tierpark ist kostenlos.
Wir verlassen den Tierpark an seinem östlichen Ausgang und gehen die Kitschburger Straße nach Süden bis zum Historischen Pumpwerk.
Wer möchte, kann hier gut den Spaziergang rund um den Adenauer Weiher intergrieren und diesen an der "Station 1 – Südliches Ufer" beginnen.
(Foto: A. Savin, Wikipedia)
Was an ein Hexenhäuschen in einem Märchenpark erinnert, ist tatsächlich ein modernes Pumpwerk. Da die Parkweiher allesamt künstliche Gewässer ohne natürliche Zuflüsse sind, muss die Wasserversorgung über heute elektronisch gesteuerte Grundwasserbrunnen erfolgen. Der Stadtwaldweiher bildet insofern eine Ausnahme, als dass zumindest in den ersten vier Jahren versucht wurde, das Wasser für den Weiher über den Frechener Bach einzuspeisen. Da dieser jedoch erhebliche Mengen Abwässer enthielt, deren Sinkstoffe sich im Weiher absetzten, wurde 1889 diese Pumpstation für die Wasserversorgung errichtet. Sie war technisch bereits so ausgerichtet, für die zu dieser Zeit noch geplante Fontäne im großen Weiher eine Wassermenge von etwa 150 m³ stündlichem Durchfluss fördern zu können.
Alle heutigen Wasserflächen des Stadtwaldweihers sind miteinander und mit dem Grundwasserbrunnen an der Kitschburger Straße verbunden. Das Pumpwerk läuft täglich ein paar Stunden, um den Wasserverlust durch Versickerung auszugleichen. In dieser Zeit sprudelt auch die Fontäne im Kahnweiher.
Weiter geht es zum ehemaligen Wohnhaus von Konrad Adenauer.
Konrad Adenauer (1876–1967) lebte mit seiner Familie von 1911 bis 1933 in der Max-Bruch-Straße 8 in Köln-Lindenthal. Adenauer war von 1917 bis 1933 und 1945 Oberbürgermeister von Köln sowie von 1949 bis 1963 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Die um 1910 erbaute Halbvilla bildet mit dem südlich angrenzenden Haus Max-Bruch-Straße 6 ein Doppelhaus. Das Ensemble ist Teil der nach starken Zerstörungen während des 2. Weltkriegs nur noch in Fragmenten überlieferten Lindenthaler Villenbebauung.
Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht erlangten, fand die Karriere Adenauers als Kölner Oberbürgermeister ein abruptes Ende. Er musste vor dem nationalsozialistischen Mob aus der Stadt fliehen. Mit seiner Familie zog Konrad Adenauer zunächst nach Potsdam, später nach Rhöndorf bei Bonn, wo er mit seiner Familie bis zu seinem Lebensende wohnte. Nach Kriegsende widmete er sich schnell der Bundespolitik und dem Aufbau der Christlich Demokratischen Union (CDU). Am 15. September 1949 wurde Konrad Adenauer zum ersten Bundeskanzler der jungen bundesrepublikanischen Demokratie gewählt.
Weiter geht es zum Haus Dürener Straße 285.
(Foto: Katharina Grünwald / Landschaftsverband Rheinland / CC BY 3.0)
Die Kitschburg mit den ihr zugehörigen Gehöften und Ländereien – zwischen der Aachener- und der Dürener Straße gelegen – wurde bereits 1669 amtlich erwähnt. 1895 erwarb die Stadt das große Wald, Acker- und Wiesengelände mit allen Gebäuden. Hier sollte nach den Plänen des Kölner Gartenbaudirektors Adolf Kowallek der Stadtwald als neues Naherholungsgebiet für die Bürger*innen Kölns entstehen.
Ältestes Relikt ist dieses heute in der Dürener Straße 285 stehende, ehemalige Nebengebäude des Hofguts Kitschburg, dessen Dachgebälk die Jahreszahl 1759 trägt. In unmittelbarer Nachbarschaft findet sich heute ein Komplex aus Tankstelle und Hotel, der 1971 als „Esso-Motor-Hotel“ an genau jener Stelle eröffnet wurde und an der zuvor das populäre „Stadtwaldrestaurant“ stand. Das Restaurant war bis in die Nachkriegszeit des 2. Weltkriegs mit seiner Gartenterrasse mit „Seeblick“ und seinen Räumlichkeiten für verschiedenste Anlässe ein wichtiger gesellschaftlicher Treffpunkt.
Weiter geht es durch das Hotel in den Biergarten mit Weiherblick. Wer nicht einkehren möchte, geht um das Hotel herum zur Terrasse bzw. zum Tretbootverleih.
(Foto: HOWI, Willy Horsch, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons)
Die letzte Station des Spaziergangs bietet die Möglichkeit, im Biergarten mit Blick auf den Weiher zur Ruhe zu kommen. Wer noch etwas Muskelkraft in den Beinen hat, kann aber auch eine Runde mit dem Tretboot fahren. Der Verleih erfolgt über den Biergarten, jedoch nur von März bis Oktober.
Auf den beiden Weihern war von Beginn an für die Sommerzeit ein Kahnbetrieb eingerichtet worden. Um das Eislaufen in den Wintermonaten zu ermöglichen, verband man 1920 die beiden Wasserflächen mit einem etwa 750 m langen Kanal. Insgesamt werden die Kanalabschnitte von sechs Brücken unterschiedlicher Größe und Bauart überquert. Die Zeit ihrer Erbauung reicht vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Wiederaufbau nach dem letzten Weltkrieg. Der Brückenbau am letzten Kanalstück vor dem „kleinen“ Weiher trägt an ihrer östlichen Flanke den Hinweis „AD 1919“. Heute ist das Kahnfahren nur noch im großen Weiherteil erlaubt, die Durchfahrt unter den Brücken ist verriegelt. Auch das Eislaufen ist wie auf allen Kölner Parkweihern nicht gestattet.
Wer möchte, kann nun noch den Spaziergang um den Adenauer Weiher anschließen.
Seeterrasse im Stadtwald
im Leonardo Royal Hotel Köln
Biergarten und Bootsverleih am Kahnweiher (ca. März bis Oktober)
Dürener Straße 287
50935 Köln
Telefon: 0221 46760
Öffnungszeiten und Angebot: biergartenkoeln.de/seeterrasse-im-stadtwald
Matchpoint
TC Lese Grün-Weiß
Friedrich-Schmidt-Straße 99
50933 Köln
Telefon: 0221 496668
Öffnungszeiten und Angebot: tennisverein-lese.de/event/gastronomie
Lindenthaler Tierpark
Marcel-Proust-Promenade 1 (Ecke Kitschburger Straße)
50935 Köln
Telefon: 0152 54548851
Öffnungszeiten und Angebot: lindenthaler-tierpark.de
Bitte eigenen Müll entsorgen
Hunde bitte anleinen
Tiere füttern verboten
Schwimmen verboten
Eisfläche betreten verboten
Im Stadtgebiet von Köln gibt es 15 Parkweiher, die alle von der StEB Köln betreut werden:
Für Fragen oder Hinweise zu den Kölner Parkweihern erreichen Sie uns montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr unter der Telefonnummer
oder unter parkweiher@steb-koeln.de
Wenn Sie verletzte Wasservögel entdecken, dann rufen Sie über den Notruf 112 die Tierrettung der Feuerwehr Köln.