Wir beginnen unseren Spaziergang an der Informationsstele der StEB Köln am südlichen Weiherufer. Beim Blick über das Gewässer nach Norden erheben sich hinter den Bäumen des Stadtwaldes die mächtigen Eckpfeiler des Fußballstadions, die bei abendlichen Veranstaltungen in der Arena weithin leuchtend sichtbar sind.
Das Licht- und Farbenspiel der Stadionpylone hat jedoch auch Schattenseiten: In unseren nachts zunehmend heller beleuchteten Städten finden viele nachtaktive Tiere immer weniger Lebensräume. Besonders an Orten wie dem Adenauer Weiher, der durch den Stadtwald ansonsten gut vom elektrischen Licht abgeschirmt ist, stören schon geringe unnatürliche Lichteinflüsse das Tierleben.
Dabei ist in der Dunkelheit hier am Weiher richtig was los: Sechs verschiedene Fledermausarten und die Waldohreule machen Jagd auf Insekten und Kleinsäuger wie Maus oder Siebenschläfer. Fuchs und Igel tummeln sich hier ebenfalls gerne zu später Stunde.
Wir nehmen den Weg links des Weihers zur nächsten Station, dem Sarkophag aus der Römerzeit.
Bei dem unscheinbar wirkenden Sandsteinquader handelt es sich um einen römischen Sarkophag aus dem 4. Jahrhundert. Der Steinsarg steht heute ganz in der Nähe seines Fundorts, der Müngersdorfer „Villa Rustica“. Dieser römische Gutshof wurde zu Beginn des letzten Jahrhunderts dort gefunden, wo sich heute die Jahnwiesen befinden.
Die Jahnwiesen (Station 4) wurden für das 14. Deutsche Turnfest 1928 angelegt, wofür der Boden ausgehoben werden musste. Da hier schon länger römische Relikte vermutet wurden, musste sich Fritz Fremersdorf, Archäologe und erster Direktor des Römisch-Germanischen-Museums, mit seinen Grabungen beeilen. So fanden er und sein Team die römischen Relikte.
Die „Villa Rustica“ stammt aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. Der komplette Gutshof mit Herrenhaus und zahlreichen Nebengebäuden wurde 300 bis 400 Jahre lang bewohnt. Zu den letzten Besitzern gehörten die Personen, die in den sechs neben dem Gehöft ausgegrabenen Sarkophagen bestattet wurden. Damit die Jahnwiesen angelegt werden konnten, musste der antike Gutshof weichen. Einige Teile sind heute im Römisch-Germanischen Museum zu sehen.
Wir gehen den Guts-Muths-Weg entlang und erreichen nach wenigen Metern den Fitnessparcours.
Rund um den Adenauer Weiher stehen alle Zeichen auf Bewegung. Neben dem Spazierengehen, Joggen, Radfahren, Fußballspielen auf den Jahnwiesen und dem Schwimmen im Stadionbad ist die Nutzung der hier aufgestellten öffentlichen Fitnessgeräte sehr beliebt.
In diesem Sinne spazieren wir sportlich den Hügel hinauf zu unserer nächsten Station: dem Jahndenkmal.
Benannt sind die Wiesen und das Jahndenkmal nach dem deutschen „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852). Die Jahnwiesen sind Teil des „Sportparks Müngersdorf“ und entstanden durch die Anlage des Kölner Grüngürtels ab dem Jahre 1921.
Als „Volkswiese“ entsprachen die Jahnwiesen dem Zeitgeist der 1920er Jahre. Eine große, symmetrische Wiese, abgeschlossen durch Baumreihen an den Seiten, bot allen Bürgerinnen und Bürgern Platz zur gemeinschaftlichen Erholung und diente als Fläche für den Breitensport.
Die Jahnwiesen waren zudem Schauplatz für die bis heute größte Kölner Sportveranstaltung, das 14. Deutsche Turnfest im Jahr 1928, bei dem circa 200.000 Besucher*innen vor Ort waren. Zur Eröffnungsfeier zogen Gäste aus dem In- und Ausland vom Neumarkt zum Sportpark Müngersdorf, wo als Höhepunkt der Veranstaltung 20.000 Turner*innen auf der Rasenfläche ein Massenturnen durchführten.
Später boten die Jahnwiesen während sportlicher Großveranstaltungen im benachbarten Stadion Platz zum Parken, wurden aber auch für Großereignisse genutzt, für die das Stadion nicht genug Platz bot.
Heute sind auf der Spiel- und Sportfläche zehn Fußballrasenplätze angelegt – sieben Groß- und drei Kleinspielfelder. Die Anlage ist städtisches Eigentum und kann gegen Entgelt genutzt werden. Wer eine Fläche reservieren möchte, kann beim Sportamt der Stadt Köln anrufen (0221 / 221-31261).
Weiter geht es links an den Jahnwiesen entlang bis vor das Gästehaus der Deutschen Sporthochschule Köln.
Aus dem „Sportpark Müngersdorf“ wurde in der Nachkriegszeit zunächst eine der wichtigsten Sportuniversitäten Deutschlands, die „Deutsche Sporthochschule Köln“. Köln gewann 1947 die Standortwahl vor Frankfurt und München. Es dauerte aber bis spät in die 1960er Jahre, bis der heutige Campus eingerichtet war. Die Sporthochschule, kurz „SpoHo“ genannt, ist heute die einzige Universität in Deutschland, die sich ausschließlich den Themen Sport und Bewegung widmet.
Flankiert wird die „SpoHo“ seit 1987 durch die Einrichtungen des Olympiastützpunktes NRW/Rheinland, eine sportartübergreifende Betreuungs- und Serviceeinrichtung des Spitzensports für Bundeskaderathlet*innen. Zusammen mit dem in direkter Nachbarschaft liegenden Heim-Stadion des Bundesligisten 1. FC Köln vereinen sich damit an diesem Ort drei wesentliche Institutionen des deutschen Spitzensports und deren Ausbildung.
Das aus dem Jahr 1972 stammende Gästehaus der Deutschen Sporthochschule Köln symbolisiert dies in exemplarischer Weise, denn in dem Gebäudekomplex befindet sich neben dem Hotel auch das Leistungszentrum für Hockey und Judo. Außerdem sind hier der Olympiastützpunkt NRW/Rheinland und die Trainerakademie angesiedelt.
Wir umrunden die Jahnwiesen vollends und gehen weiter bis zum Rhein-Energie-Stadion.
Das Rhein-Energie-Stadion – für viele Kölner*innen immer noch das „Müngersdorfer Stadion“ – ist heute ein reines Fußballstadion und Spielstätte des 1. FC Köln. 2001 gewann das Hamburger Archtitekturbüro Gerkan Marg und Partner (gmp) den Wettbewerb zum Umbau der Anlage, die 2004 vollendet wurde. Ein besonderes Augenmerk verdient die Dachkonstruktion, die dem statischen Prinzip einer Hängebrücke folgt. Das Stadion, in dem regelmäßig auch Konzerte stattfinden, fasst 50.000 Zuschauer*innen.
Die eckige Form, die das Oval des alten Stadions ablöste, wird durch vier farbig beleuchtbare Ecktürme betont. Modernste LED-Technik ermöglicht, dass die Pylone in passenden Farben leuchten, sobald im Stadion eine Veranstaltung stattfindet. Eine Ausnahme bildet die Adventszeit. Dann werden am 1., 2. und 3. Advent jeweils ein, zwei bzw. drei Eckpfeiler beleuchtet, sodass das Stadion zu einem riesigen Adventskranz wird. Die Menge des verbauten Stahls (5.250 Tonnen) entspricht in etwa dem Gewicht von 3.500 Mittelklassewagen; die 5,7 Kilometer Stahlseil, die das Dach sichern, einer Strecke vom Stadion bis zum Kölner Dom.
Der Vorgängerbau wurde 1923 nach vierjähriger Bauzeit an genau diesem Ort fertiggestellt. Ursprünglich als Mehrzweckstadion gebaut und mit einer Tartanbahn ausgestattet, fanden hier früher auch wichtige Leichtathletikveranstaltungen statt; zuletzt 1996 die Deutschen Meisterschaften.
Vom Stadion gehen wir entlang der Ostseite der Jahnwiese zurück zum Weiher bis an die Uferstelle direkt vor der Terrasse des Club Astoria.
Direkt unterhalb der Terrasse des Club Astoria hat man einen umfassenden Blick nach Süden über das gesamte Gewässer.
Der Club Astoria war bis 2003 Hotel und Offizierskasino der belgischen Streitkräfte. Diese waren in Köln jeweils nach den beiden Weltkriegen im Rahmen von Besatzungsaufträgen stationiert. Erst 2002, also 57 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs, erfolgte die offizielle Verabschiedung. 2003 verließ mit dem Militärgericht die letzte belgische Institution Köln. Neben den sogenannten „Belgiersiedlungen“ findet man noch heute in der ganzen Stadt Reste aus der Stationierungszeit.
An der Uferverbreiterung unterhalb des Club Astoria treffen sich bereits seit 50 Jahren regelmäßig am Wochenende Mitglieder der Interessengemeinschaft Schiffsmodellbau Köln. Dann wird der Adenauer Weiher für ein paar Stunden zu einem großen Fahrgewässer für Modellschiffe. Der Betrieb von Modellbooten auf den Kölner Parkweihern ist zu Gunsten der Wasservögel reglementiert.
Weiter geht es Richtung östliche Weiherseite bis zur kleinen Holzbrücke.
(Foto: Historische Postkarte)
Wie jeder der 15 Kölner Parkweiher hat auch der Adenauer Weiher einen künstlichen Wasserzufluss. Im Falle des Adenauer Weihers liegt dieser Grundwasserbrunnen verborgen am Beginn eines natürlich wirkenden Bachlaufs, der hier am nordöstlichen Ufer unter der Holzbrücke hindurch in den Weiher fließt. Um die natürliche Versickerung auszugleichen, muss dem Adenauer Weiher täglich Grundwasser zugegeben werden.
Hier endet der Spaziergang um den Adenauer Weiher. Wer direkt den Spaziergang um den Stadtwaldweiher anschließen will, kann in diesen an der Station 11 – Fußbrücke über den Militärring einsteigen.
Club Astoria
Guts-Muths-Weg 3
50933 Köln
Telefon: 0221 9874510
Öffnungszeiten und Angebot: club-astoria.eu
Bitte eigenen Müll entsorgen
Hunde bitte anleinen
Tiere füttern verboten
Schwimmen verboten
Eisfläche betreten verboten
Im Stadtgebiet von Köln gibt es 15 Parkweiher, die alle von der StEB Köln betreut werden:
Für Fragen oder Hinweise zu den Kölner Parkweihern erreichen Sie uns montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr unter der Telefonnummer
oder unter parkweiher@steb-koeln.de
Wenn Sie verletzte Wasservögel entdecken, dann rufen Sie über den Notruf 112 die Tierrettung der Feuerwehr Köln.